Kinder und Jugendliche mit folgenden Störungsbildern

Wir beraten, behandeln und informieren im Kindersprachbereich bei:

(Spezifischen) Sprachentwicklungsstörungen (SSES)
Bei diesen Störungen sind mehrere sprachliche Bereiche betroffen. Es können hierbei Störungen des Wortschatzes, des Sprachverständnis, der Grammatik, der Aussprache, des zusammenhängenden Erzählens und/ oder der Hörverarbeitung auftreten. Man spricht von einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung, wenn keine primäre Ursache (wie z. B. Hörstörung, Hirnschädigung, Intelligenzminderung) vorliegt.

Störungen des Wortschatzes
Man unterscheidet den passiven und aktiven Wortschatz. Der passive Wortschatz beschreibt das Verstehen von Wörtern. Der aktive Wortschatz bezeichnet die aktiv gesprochenen Wörter. Von einer Störung im Kleinkindalter kann dann gesprochen werden, wenn mit 24 Monaten noch nicht 50 Wörter aktiv verwendet werden. Das Kind wird dann offiziell als „Latetalker“ bezeichnet. Eine Störung im Kindergarten- und Schulkindalter äußerst sich dadurch, dass das Kind viele Wörter nicht ausreichend versteht und neue Wörter sehr langsam erlernt. Außerdem kann beobachtet werden, dass das Kind häufig unspezifische Wörter verwendet (wie z.B. Ding, tut, das da), ähnliche Wörter vertauscht (z.B. Stuhl und Sessel), für verschiedene Begriffe das selbe Wort verwendet (z.B. alle Tiere sind Hunde) oder viele Oberbegriffe verwendet (z.B. das Wort Tier für alle Tiere). Es können Defizite in allen Wortarten vorliegen (Nomen, Verben, Adjektive, Adverbien).

Störungen des Sprachverständnisses
Eine Störung des Sprachverständnisses liegt vor, wenn das Kind Anweisungen, Erklärungen, Sätze und Gespräche nicht bzw. nicht ausreichend versteht. Wenn das Sprachverständnis beeinträchtigt ist, ist immer auch der aktive Sprachgebrauch gestört. In der Schule kann dies zusätzlich zu Störungen im sogenannten Lesesinnverständnis führen.

Störungen der Grammatik
Die Störung der Grammatik wird als „Dysgrammatismus“ bezeichnet. Dieser kann sich vielfältig äußern. Die Sätze können verkürzt sein, Satzteile ausgelassen werden oder Wörter im Satz falsch positioniert werden. Es können Schwierigkeiten im Bereich der bestimmten und unbestimmten Artikel (der, die, das, eine, ein), der Bildung von Nominativ, Genitiv, Akkusativ und Dativ (= Kasusbildung) und der Mehrzahlbildung (= Plural, Numerus) bestehen. Auch die Zeitenbildung, die Abstimmung des Verbs auf das Subjekts (Subjekt-Verbkongruenz), die Verwendung von Präpositionen (auf, unter, im u.ä.) und die Bildung von Nebensätzen können beeinträchtigt sein.

Störungen der Aussprache (Dyslalie, phonologische Störung)
Bei der Störungen der Aussprache können Lautfehlbildungen, Lautauslassungen und Ersetzungen auftreten. Man muss zwischen den reinen Artikulationsstörungen (= Dyslalie) und den phonologischen Störungen unterscheiden. Eine Dyslalie liegt vor, wenn das Kind einen oder mehrere Laute nicht korrekt bilden kann. Der Laut wird ausgelassen, durch einen anderen Laut ersetzt oder entstellt gebildet. Häufig sind die „Sprechwerkzeuge“ (Zunge, Lippen, Gaumensegel) hierbei nicht in der Lage, den Laut motorisch korrekt zu bilden. Eine phonologische Störung liegt dann vor, wenn das Kind einen Laut grundsätzlich bilden kann, ihn aber nicht sicher und bewusst einsetzt. Das Kind hat dann die bedeutungsunterscheidende Funktion nicht verstanden. Es hat z. B. noch nicht realisiert, dass zwischen den Wörtern „Tasse-Kasse“ ein Unterschied besteht, den man nur durch den Einsatz von /t/ oder /k/ darstellen kann.

Sprachentwicklungsstörungen bei audiogenen Störungen (= bei Hörstörungen)
Das optimale Hören ist die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Spracherwerb. Bei unzureichendem Hörvermögen durch Hörstörungen unterschiedlicher Ursachen kann es zu den oben genannten Störungen auf den verschiedenen sprachlichen Ebenen kommen. Hier kann eine Störung im Bereich des Innenohres oder des Mittelohres die Ursache sein. Eine Therapie ist dann erst nach HNO-ärztlicher und pädaudiologischer Versorgung möglich. Insbesondere in den ersten zwei Jahren ist das intakte Hörvermögen entscheidend. In dieser Zeit reift die sogenannte Hörbahn. Das Kind spezialisiert sich ab Ende des ersten Lebensjahres auf die Laute der Muttersprache. Es lernt die sprachspezifischen Merkmale wie Rhythmus und Betonung. Nur auf dieser Basis ist die Entwicklung des Wortschatzes und der Satzbildung möglich. In der weiteren Sprachentwicklung ist das Hören ebenfalls Grundvoraussetzung.

Sprachentwicklungsstörungen bei Hirnschädigungen (wie z.B. bei Cerebralparese, Syndromerkrankungen oder neurologischen Erkrankungen)
Liegt eine Hirnschädigung vor, können mehrere Entwicklungsbereiche betroffen sein. Sowohl die Sprachentwicklung, die Sprechmotorik, die Stimmgebung und auch das Schlucken können unterschiedlich stark betroffen sein. Die Therapieziele und Förderschwerpunkte sind hierbei sehr unterschiedlich. Die Sprachentwicklung muss dann im Rahmen der Gesamtentwicklung betrachtet werden. Hier ist es meist nicht das Hauptziel eine „normale“ Sprachentwicklung zu erzielen. Häufig geht es vielmehr darum eine bestmögliche Kommunikation zu ermöglichen. Die Möglichkeiten sind hierbei sehr vielfältig und individuell verschieden. Auch im Bereich des Schluckens ist häufig eine Therapie notwendig um eine orale Nahrungsaufnahme zu ermöglichen.

Störungen der auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung (zentral-auditive Verarbeitungsstörungen)
Bei der Störung der zentral-auditiven Verarbeitung liegt ein Problem in der Hörverarbeitung vor. Das Kind ist grundsätzlich in der Lage die Laute, Wörter und Sätze zu hören. Das so-genannte periphere Hören ist intakt, das Gehirn verarbeitet das Gehörte dann aber nicht ausreichend. Das Kind kann hierdurch z.B. Laute nicht aus Wörtern heraus hören, kann sich nicht ausreichend bei Geräuschkulisse auf Sprache konzentrieren, kann sich das Gehörte nicht lang genug merken und die gehörten Laute nicht zu einem Wort verbinden. Diese Defizite können starke Auswirkungen auf den Lese- und Schreiberwerb haben. Eine Lese- und Rechtschreibschwäche kann sich hieraus entwickeln.

Störungen der Sprache bei angeborenen Fehlbildungen im Gesichtsbereich
Durch Fehlbildungen im Gesichtsbereich wie z.B. bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten können die „Sprechwerkzeuge“ (Lippen, Zunge, Gaumensegel, Kiefer) nicht ausreichend bewegt werden. Es kommt hierbei teilweise zu kompensatorischen Bewegungen. Die Aussprache, die Stimmgebung und das Schlucken können hierdurch unterschiedlich stark beeinträchtigt sein. Teilweise kommt es hierdurch auch zu dem sogenannten „Näseln“. Durch allgemeine Koordinations- und Kräftigungsübungen im Mundbereich und durch Training der Artikulationsbewegungen können Verbesserungen erzielt werden.

Kindlichen Stimmstörungen (= juvenile Dysphonie)
Durch eine Fehlbelastung der Atemmuskulatur und Kehlkopfmuskulatur bei der Stimmbildung kann es bereits im Kindesalter zu Veränderungen der Stimme kommen. Die Stimme ist hierdurch z.B. andauernd heiser, brüchig nicht tragend. Teilweise kann es auch zu Veränderungen der Stimmlippen kommen. Es können „Schreiknötchen“ entstehen. Die Stimmstörung wird z.B. durch einen andauernden und lauten Stimmgebrauch ausgelöst.

Poltern
Als Poltern wird eine überhastete Sprechweise, mit Wort- bzw. Satzabbrüchen bezeichnet. Dabei verschmelzen die Laute, der Sprecher ist unverständlich (nuschelig) und wirkt gehetzt. Typisch sind auch Füllwörter, wie „ähm“ und hörbares Luftschnappen. Polterer haben, im Gegensatz zu Stotterern, dabei aber keine massive Sprechanstrengung. Kinder mit Poltersymptomen sind manchmal auch allgemein eher hastig, malen ungenau, und in der Ausführung handwerklicher Tätigkeiten wenig präzise. Eltern und Erzieherinnen können positiven Einfluss nehmen, in dem sie bei auftretenden Poltersymptomen den Redefluss des Kindes kurz stoppen, einen ruhigen Ort suchen, Blickkontakt aufnehmen und dann nochmals aufmerksam zuhören.

Störungen des Redeflusses / Stottern
Unter Stottern versteht man Störungen des Redeflusses, die z.B. durch Wiederholungen von Lauten, Silben und Wörtern entstehen und/oder durch Sprechblockaden. Meist können dabei Verspannungen im Gesicht, oder körperlichen Mitbewegungen beobachtet werden. Oft kommt es dabei auch zu emotionalen Begleiterscheinungen, z.B. Angst- oder Wut. Andere Kinder versuchen schwierige Lautverbindungen oder Wörter zu umschreiben. Dieses Vermeideverhalten wird von Außenstehenden manchmal gar nicht wahrgenommen, ist aber für das betroffene Kind eine schwere Belastung. Im Extremfall ziehen sich stotternde Kinder aus Scham zurück. Eine eindeutige Erklärung dafür, wie es zum Stottern kommt, konnte bislang noch nicht gefunden werden. Wahrscheinlich ist, dass verschiedene Faktoren, sowohl psychischer, als auch körperlicher und sozialer Art, zusammen kommen. Da in der Stotterbehandlung all diese Faktoren berücksichtigt werden müssen, müssen die Kinder und die Bezugspersonen viel Geduld und Feingefühl mitbringen. Eine Stottertherapie sollte deshalb auch möglichst früh beginnen. Einige Therapeuten geben Methoden an, die angeblich das Stottern vollständig beheben können. Fachleute bezweifeln diese Angaben jedoch. Nachweislich kann man in einer Stottertherapie aber lernen mit den Stottersymptomen besser umzugehen und diese dadurch zu reduzieren. Zudem können die Begleitsymptome abgebaut, das Selbstbewusstsein gestärkt und dadurch die Kommunikationsprobleme behoben werden.

Mutismus
Mutismus ist eine angstbesetzte Kommunikationsstörung. Es ist durch Schweigen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gekennzeichnet, wobei Sprachvermögen und Sprachorgane intakt sind und keine anderweitige psychische oder organische Erkrankung vorliegt. Das Kind ist in der Lage, sich altersgemäß zu artikulieren und Gesprochenes zu verstehen, spricht aber nicht, beziehungsweise nur in eingeschränkter Form.
Selektiver Mutismus (elektiver Mutismus) zeichnet sich dadurch aus, dass das Kind nur mit bestimmten Personen oder in bestimmten Situationen spricht. Lediglich mit wenigen vertrauten Personen redet es noch – etwa mit Geschwistern, Eltern oder engen Freunden. Spricht ein Kind gar nicht mehr – auch nicht mit nahestehenden Menschen, spricht man vom totalem Mutismus. Dieser kommt jedoch sehr selten vor.

Myofunktionellen Störungen (= Muskelfunktionsstörungen im Gesichtsbereich)
Durch eine Störung der Muskelspannung und Muskelkoordination im Gesichtsbereich und insbesondere der Lippen und der Zunge kann es zu deutlichen Schwierigkeiten im Bereich der Aussprache, des Schluckens und zu Zahnfehlstellungen kommen. Bei der myofunktionellen Störung liegt meist eine zu geringe Muskelspannung vor. Die Zunge liegt hierdurch häufig an oder zwischen den Zähnen und drückt beim Schlucken gegen die Zähne. Durch eine Störung im Bereich der Lippenmuskulatur, kommt es z.B. zu einer überwiegend offenen Mundhaltung. Auch übermäßiger Speichelfluss kann hierdurch begründet werden. Durch myofunktionelle Störungen kann es zu Kieferfehlstellungen kommen oder können bereits vorhandenen Fehlstellunggen auch verstärkt oder aufrechterhalten werden. Auch die Aussprache kann hierdurch beeinträchtigt sein. Insbesondere das „Lispeln“ wird hierdurch provoziert. Im Rahmen einer Artikulationstherapie muss häufig auch an der Kräftigung der Mundmuskulatur und Verbesserung der Wahrnehmung im Mundraum gearbeitet werden.

Rhinophonie (= Näseln)
Durch eine Störung der Muskulatur im Mundbereich und insbesondere des Gaumensegels (= Velum) kommt es zu einer entstellten Aussprache. Man unterscheidet hierbei das offene Näseln (Rhinophonia aperta) und das geschlossene Näseln (= Rhiophonia clausa). Bei dem offenen Näseln kommt es zu einer stark behauchten und nasalen Bildungen von Lauten (häufig sind „f, w, s, z, sch, n“ betroffen). Bei dem geschlossenen Näseln kommt es zu einer Ersetzung von /f, w, s, z, sch/ durch /p, b, t, d/. Der Betroffene hört sich dann teilweise stark verschnupft an. Häufig treten das offene und geschlossene Näseln auch in gemischter Form auf (= Rhinophonoia mixta) Durch ein gezieltes Muskeltraining im Mundbereich und spezifische Artikulationsübungen kann der Störung entgegen gewirkt werden. Die Rhinophonie geht häufig mit einer Lippen-Kiefer-Gaumensegelspalte einher.

Störung des Lese- und Rechtschreiberwerbs- Entwicklungsdysgraphien, Entwicklungsdyslexien (LRS)
Die Therapie von Lese- Rechtschreibstörungen ist ein besonderes Störungsbild im logopädischen Alltag. Kinder mit sprachlichen Defiziten tragen ein hohes Risiko in sich, eine Lese-Rechtschreibstörung zu entwickeln. Es gibt spezielle Therapiekonzepte, um dieses Risiko frühzeitig zu minimieren aber auch um einer bereits bestehende Lese- Rechtschreibstörung zu therapieren. Die Therapie einer Lese- Rechtschreibstörung wird nicht von der Krankenkasse übernommen.