FAQ

Sprachentwicklung und Sprachförderung

Verzögerungen im Spracherwerb gehören zu den häufigsten Auffälligkeiten in der kindlichen Entwicklung. Bei immer mehr Kindern fallen Probleme beim Sprechen lernen auf: Sie nuscheln, verhaspeln sich, verschlucken oder vertauschen Laute, kennen nur wenige Wörter oder verwenden die Wörter nicht richtig, bauen Wortformen und Sätze falsch oder sprechen überhaupt wenig.
Manche Experten meinen, dass heute jedes fünfte Kind von einer Sprach- oder Kommunikationsstörung betroffen ist.
Wir alle wissen aber, wie wichtig das Sprechen ist. Dies wird uns besonders deutlich, wenn uns die Stimme, die Sprache oder das Sprechen einmal versagt. Wir fühlen uns enorm eingeschränkt, wenn uns während einer Grippeerkrankung für ein paar Tage die Stimme ausbleibt oder wir uns nach einem Zahnarztbesuch nicht vernünftig artikulieren können. Und wie unangenehm es ist, wenn uns, z.B. vor lauter Aufregung, die Worte fehlen oder wir uns dauernd versprechen.
Die Eltern sind die wichtigsten Kommunikationspartner der Kinder. Sie können eine ganze Menge tun, um Ihre Kinder sprachlich zu fördern, ohne sie zu überfordern. Mit einem bewussten Kommunikationsverhalten können sie dem Kind fast nebenbei wesentliche Grundlagen der Verständigung vermitteln und seine Sprache ganz selbstverständlich fördern.
Bei allen nachfolgenden Anregungen ist nicht zu vergessen, dass Eltern keine Lehrer, Therapeuten und kein Lexikon sind. Versuchen Sie also nicht, alle Tipps auf einmal zu befolgen. Haben Sie Geduld mit sich selber, lassen Sie Fehler zu und vertrauen Sie Ihren Fähigkeiten und Empfindungen- handeln Sie intuitiv. Eine positive Bindung und die Freude am Dialog mit Ihrem Kind sind wichtiger als jeder Leitfaden.

Die Sprachentwicklung im Alltag fördern
• Hören Sie Ihrem Kind gut zu:
Wenn Sie aufmerksam zuhören, fühlt sich Ihr Kind ernst genommen und seine Mitteilungsfreude wächst.

• Lassen Sie Ihr Kind ausreden:
Lassen Sie Ihr Kind ausreden, auch wenn es vielleicht etwas länger dauert. Vermeiden Sie es, seine Sätze zu beenden.

• Nehmen Sie sich Zeit:
Zeigen Sie deutlich, dass Sie für das Kind da sind und es genug Zeit hat, etwas zu erzählen. Druck oder unnötige Stressfaktoren sollten vermieden werden.

• Nehmen Sie Blick-und Körperkontakt auf:
So signalisieren Sie Ihrem Kind Interesse und es kann Sie durch begleitende Mimik und Gestik leichter verstehen. Außerdem lernt es durch Beobachtung und Nachahmung.

• Beim Sprechenlernen sind Sie das Vorbild:
Beschreiben Sie in einfachen, klar strukturierten Sätzen den Alltag des Kindes und den eigenen. Z.B.: Nun nehme ich die Butter aus dem Kühlschrank…
Vermeiden Sie unnötige Verniedlichungsformen wie z. B. „Lenachen gib mir das Löffelchen“ als auch die „Babysprache“ wie z. B. „du kannst heia im Brumbrum machen“.

• Praktizieren Sie korrigierendes Feedback:
Korrigieren Sie nicht direkt die falsch ausgesprochenen Laute, sondern wiederholen Sie das vom Kind Gesagte in der richtigen Form (corrective feedback).
Ein Kind sagt z. B. „Is habe heute dut deslaft.“
Eltern: „Du hast gut geschlafen?- das freut mich aber.“
Sie wiederholen so den Satz des Kindes richtig, geben Ihm damit ein sprachliches Vorbild und zeigen gleichzeitig, dass Sie Ihr Kind verstanden haben. Sie helfen Ihrem Kind, eigene Fehler zu erkennen, ohne dass Sie es direkt korrigieren.

• Seien Sie einfühlsam:
Reagieren Sie auf Aussagen oder sonstige Mitteilungen des Kindes und fragen Sie nach. Beispiel: .Ich will nicht in‘ s Bett“ heißt vielleicht: „Ich habe Angst, wieder schlecht zu träumen“ oder „Ich will noch ein bißchen mit Dir kuscheln“ oder ähnliches.

• Erklären Sie Regeln und Verbote:
Sagen Sie dem Kind nicht einfach, was es tun oder lassen soll, sondern erklären Sie den Hintergrund dazu Beispiel: „Du bist böse und laut; geh‘ in dein Zimmer“. Besser wäre: „Ich habe Kopfschmerzen, bitte stelle das Radio leiser“. Unsinnige Befehle, Drohungen oder Kränkungen sollten vermieden werden.

• Vermitteln Sie Erfolgserlebnisse:
Suchen Sie die Stärken des Kindes und fördern Sie diese, denn Erfolgserlebnisse schaffen Selbstvertrauen.

• Fördern Sie Selbständigkeit:
Lassen Sie das Kind viel selber machen. Aussagen wie „dafür bist du noch zu klein“ sollten vermieden werden. Besser eine Hilfestellung geben, jedoch auf keinen Fall das Kind überfordern.

• Loben Sie:
Übertragen Sie dem Kind kleine Aufgaben und sparen Sie dabei nicht mit Lob; dadurch wächst das Selbstvertrauen.

• Schalten Sie beim Spielen um auf Ruhe:
Kinder lernen spielerisch am meisten und effektivsten. Versuchen Sie sich dabei voll und ganz auf Ihr Kind zu konzentrieren. Schalten Sie Radios, Fernsehen und Telefone doch mal ganz aus.

• Kinder verstehen noch keine Ironie!
Vermeiden Sie daher Aussagen wie „Na, das hast du ja wieder toll hingekriegt!“, wenn Sie es nicht so meinen.

Praktische Tipps zur Sprachförderung
Sprachübungen:
• Unterhalten Sie sich mit Ihrem Kind (beim Spaziergang, Tischdecken, Anziehen, Einkaufen, Spielen …).
• Spielen Sie mit Ihrem Kind. Alle Spiele können sprachlich begleitet werden, z.B. Memory: Karten aufdecken, benennen, umdrehen.
• Regen Sie Ihr Kind zum Sprechen an, indem Sie „W-Fragen“ in das Gespräch einbauen: (warum, wieso, weshalb, wo, wann, wie?)
• Lesen Sie Ihrem Kind täglich vor und betrachten Sie gemeinsam Bilderbücher. Unterhalten Sie sich darüber.
• Schalten Sie Radio und Fernseher aus bzw. nur ein, wenn Sie wirklich konzentriert zuhören und zuschauen.
• Bewegen Sie sich mit Ihrem Kind.
• Korrigieren und kritisieren Sie Ihr Kind nicht ständig, sondern wiederholen Sie falsche Wörter/Sätze Ihres Kindes beiläufig richtig.
• Nutzen Sie viele Gelegenheiten, um Abzählverse einzusetzen: (Wer darf zuerst ins Auto klettern?, Welche Hose ziehen wir heute an?, Wer darf sich zuerst ein Spiel / Buch aussuchen?)
• Singen Sie mit Ihrem Kind und bieten Sie Fingerspiele an.

Zungenübungen
• Zunge herausstrecken und hereinziehen, am Gaumen entlang streichen, jeden Zahn berühren. Zunge in die Wangen drücken („Bonbonmund“).
• Lippen in beide Richtungen ablecken.
• Lippen über die Zähne ziehen.
• Zungenrinne bilden.
• Schnalzen.

Pusteübungen
• Watte pusten; Luftballons aufblasen;
• Luftrüssel, Seifenblasen
• Mit einem Strohhalm in Brause oder Wasser blasen.

Saugübungen
• Mit Strohhalm verschiedene Gegenstände ansaugen: Papier, Watte, Blätter, lange Wollfäden, Flohsteine, Erbsen, Bohnen, Smarties… (Angesaugtes muss unbedingt größer sein als die Öffnung des Strohhalms!)
• Angesaugte Watte/Papier/Smarties… von A nach B transportieren.

Hörtraining, Konzentrationsübungen
• Verschiedene Geräusche/Töne vorstellen (z.B. Glocke, Schere, Stift). Richtiges Geräusch heraushören (bei geschlossenen Augen).
• Tierstimmen, Geräusche, Töne vor- und nachmachen.

Sprachförderung oder Sprachtherapie?

Sprachförderung – Sprachtherapie:
Welche Kinder brauchen was?

Wenn Eltern Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung ihres Kindes feststellen, sollten sie sich nicht verrückt machen lassen, sondern in Ruhe die Entwicklung des Kindes mit dem Kinderarzt besprechen. Tatsächlich verläuft die Sprachentwicklung sehr variabel, bei einem Kind früher oder schneller, bei einem später und mühsamer. Bei vielen Kindern wechseln sich Phasen von großen Fortschritten mit Phasen scheinbarer Stagnation ab. Gerade bei jüngeren Kindern haben aber Eltern, die nicht durch eigene existentielle Probleme abgelenkt sind, ein meist sehr gutes Gespür dafür, wann ihr Kind ein echtes Problem entwickelt. Der Kinderarzt (oder ein Facharzt für Stimm- und Sprachstörungen), der auch im Verdachtsfall zur Logopädin weiter verweisen kann, ist der erste Ansprechpartner für besorgte und auch verunsicherte Eltern.

Manchmal reicht eine Sprachförderung
Schwierige soziale und ökonomische Belastungen einer Familie können die Sprachentwicklung eines Kindes erschweren. Manchmal sind Eltern so mit ihren Problemen beschäftigt, dass ihnen Zeit und Aufmerksamkeit für das Gespräch mit ihren Kindern fehlt. Auch fällt es Kindern schwerer, deutsch als zweite Sprache zusätzlich zu ihrer Muttersprache zu lernen, wenn die Sprachen ‚gemischt‘ werden, d.h. eine Bezugsperson mal die eine, mal die andere Sprache spricht. Es gibt viele Gründe, warum die Sprachentwicklung eines Kindes auffällig sein kann, ohne dass direkt eine Sprachstörung vorliegt.
Häufig reicht es, die „sprachschwachen“ Kinder besonders zu fördern. Dabei wird nicht so sehr auf individuelle Defizite, sondern allgemein auf die Stärkung und Weiterentwicklung vorhandener Fähigkeiten in den Bereichen Sprachmelodie, Grammatik oder Wortschatz abgestellt. Dies geschieht beispielsweise durch spielerische Sprachförderprogramme im Kindergarten. Auch eine Beratung der Eltern durch eine Logopädin ist manchmal sinnvoll um aufzuzeigen, wie diese die Sprachentwicklung Ihres Kindes im Alltag fördern können.

Kinder mit Sprachstörungen brauchen logopädische Therapie
Kinder mit Sprachstörungen brauchen dagegen logopädische Therapie. Eine allgemeine Sprachförderung kann ihnen nicht helfen. In der Regel wird die Therapie als Einzelbehandlung, gelegentlich aber auch gemeinsam mit anderen Kindern in einer Gruppe durchgeführt. Die Behandlung verläuft spielerisch und ist an die Symptome, an das Alter des Kindes und seinen Entwicklungsstand angepasst.

Die häufigsten Sprachstörungen bei Kindern sind Artikulationsstörungen. Hier können Kinder Laute nicht richtig bilden bzw. in Wörtern nicht richtig verwenden. Wenn neben der Lautbildung weitere Sprachfähigkeiten wie der Satzbau, der Wortschatz und/oder das Sprachverstehen gestört sind, spricht man von Sprachentwicklungsstörungen. Spricht ein Kind nicht flüssig, hat Blockaden beim Sprechen hängen oder wiederholt Wörter oder Wortteile, kann eine Redeflussstörung vorliegen. Fachleute unterscheiden dabei zwischen Stottern (Blockaden und angestrengte Wiederholungen meist verbunden mit Sprechangst und wachsendem Vermeideverhalten) und Poltern (Wiederholungen verbunden mit häufig sehr schnellem und/oder undeutlichem Sprechen und wenig Aufmerksamkeit für das eigene Sprechen). In einem weiteren Sinne rechnet man auch Stimmstörungen (z.B. chronisch heisere Stimmen sowie nasalen Stimmklang) und die Sprechbewegungsstörungen, die in Zusammenhang mit Körperbehinderungen auftreten, zu den kindlichen Sprachstörungen.

Ist die Sprachentwicklung Teil einer umfassenderen Entwicklungsstörung kann auch ergänzend oder vorab eine ergotheapeutische Behandlung notwendig sein. Bei behinderten Kindern ist die logopädische Behandlung meist Teil der Frühförderung und wird im Rahmen des Förder- oder Behandlungsplanes im Behandlungsteam insgesamt abgestimmt.

Sprachförderung kann Sprachtherapie nicht ersetzen
Die Programme zur vorschulischen Sprachförderung, die für viele sprachschwache Kinder eine große Chance darstellen, können für Kinder mit einer Sprachentwicklungsstörung zur Förderfalle werden. Denn durch die Teilnahme an für alle sprachauffälligen Kinder konzipierten Fördermaßnahmen kann eine echte Sprachentwicklungsstörung nicht überwunden werden. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass mit einer allgemeinen Sprachförderung bei Kindern mit Sprachstörungen nach dem dritten Lebensjahr keinerlei Aufholeffekte mehr zu erreichen sind. Trotzdem werden immer wieder Kinder, die eine Sprachtherapie brauchen, in eine allgemeine Sprachfördermaßnahme geschickt.

Ein Grund hierfür ist der verbreitete Mythos, nach dem soziale Faktoren, wie beispielsweise eine mangelnde sprachliche Anregung durch die Eltern, ursächlich für die Entstehung von Sprachentwicklungsstörungen sind, denen man mit pädagogischen Mitteln zu begegnen können glaubt. Doch es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die genetische Prädisposition der entscheidende Faktor für eine Sprachentwicklungsstörung ist.

Ein weiterer Grund ist die falsche Auffassung, dass sprachliche Auffälligkeiten bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern „natürlich“ im gleichzeitigen Erlernen mehrerer Sprachen begründet seien. Dagegen belegen wissenschaftliche Studien, dass das Risiko für eine Sprachentwicklungsstörung bei bilingualen Kindern sogar eher geringer ist als bei Kindern, die nur eine Sprache sprechen. Wenn jedoch eine Störung auftritt, ist diese in der Regel bei mehrsprachigen Kindern besonders schwer ausgeprägt.

Diagnostik unverzichtbar
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass eine differenzierte Sprachdiagnostik die Grundvoraussetzung dafür ist, dass jedes Kind mit einer sprachlichen Auffälligkeit das bekommt, was es braucht: Sprachförderung oder Sprachtherapie. Auf der Grundlage einer sorgfältigen logopädischen Diagnostik, die bereits ab einem Alter von zwei bis drei Jahren möglich ist, kann dann jedes Instrument seine Wirkung entfalten. So kann auch gewährleistet werden, dass die neuen Sprachförderprogramme für Kinder mit Sprachstörungen nicht zu Förderfallen werden.

[Quelle:www.dbl-ev.de]

Was bedeutet Sprachtherapie?

Sprachtherapie umfasst Diagnostik, Therapie und Beratung von Patienten und deren Angehörige bei allen Störungen der Sprache, des Sprechens, des Sprechablaufes und des Schluckens.

Welche Rolle spielen Eltern beim Spracherwerb des Kindes?

Eltern sind für die Sprachentwicklung des Kindes die wichtigsten Personen. Wie können Sie als Eltern die Sprachentwicklung unterstützen?
Dazu einige Anregungen:
• Nehmen Sie Blickkontakt auf, wenn Sie mit ihrem Kind sprechen
• Hören Sie ihm zu und lassen sie es möglichst aussprechen – auch, wenn es vielleicht etwas länger dauert
• Seien Sie ein gutes sprachliches Vorbild
• Wiederholen Sie ein für das Kind schwieriges Wort in korrekter Form z.B. in einem veränderten Satz (correktiv feedback), aber lassen sie es nicht nachsprechen

Nehmen Sie sich genügend Zeit für Ihr Kind und sprechen Sie mit ihm, denn Sprache entwickelt sich beim Sprechen. Das beinhaltet auch, dass Sie die Fernsehzeit und Computerspiele dem Entwicklungsalter entsprechend begrenzen.
Falls Sie unsicher sind oder weitere Anregungen brauchen, können Sie sich auch Unterstützung bei Fachleuten holen (z.B. in sprachtherapeutischen Praxen und/oder in Elternseminaren.

Was sollten Eltern von stotternden Kindern beachten?

Versuchen Sie, das Stottern Ihres Kindes als vorübergehende Entwicklungsstörung zu akzeptieren. Seien Sie in den nächsten Wochen möglichst geduldig und ruhig im Umgang mit Ihrem Kind.

Bitte korrigieren Sie die Sprechweise des Kindes NICHT. (Nicht ermahnen, langsam zu sprechen, nicht ermahnen, tief Luft zu holen, nicht das unflüssig gesprochene Wort für das Kind zu Ende sprechen. Aber wiederholen Sie ab und zu gerne die unflüssigen Sätze Ihres Kindes in ruhiger, flüssiger Form).

Hören Sie aufmerksam zu. Es kommt auf den Inhalt dessen an, was das Kind sagen will, nicht auf die Form. Steigern Sie Ihre Aufmerksamkeit noch, wenn es flüssig spricht.

Fordern Sie Ihr Kind nicht ständig zum Sprechen auf. Jede Aufforderung zum Sprechen erhöht den Druck auf das Kind. Versuchen Sie, keinen Zeitdruck aufzubauen („Mach schnell“).

Stellen Sie möglichst wenig Fragen. Kein Kreuzverhör!

Falls sich das Kind selbst unglücklich darüber äußert, dass es heute nicht sprechen könne, oder dass es stottere, sollten Sie es trösten. Etwa: „Das kann jedem mal passieren – Jeder bleibt mal hängen, wenn er ganz schnell was sagen will, oder wenn er müde ist.“ Ermahnen Sie Ihr Kind aber keinesfalls, langsam zu sprechen!

Sprechen Sie selbst möglich langsam und einfach, aber nicht gekünstelt.

Lesen Sie Ihrem Kind nicht nur Geschichten vor, sondern erzählen Sie sie mit eigenen Worten. Vielen Kindern fällt dann das Zuhören leichter!

Was sollten Eltern von mutistischen Kindern beachten?

Nehmen Sie das Schweigen nicht persönlich.

Versuchen Sie, das Nicht-Sprechen als aktives Handeln zu erkennen, das, irgendwann einmal, seinen Zweck für das Kind/den Jugendlichen erfüllt hat.

Ihr Kind kann das Schweigen nicht bewusst unterlassen, da es möglicherweise über Jahre hinweg entwickelt und aufrechterhalten wurde.

Fordern Sie Ihr Kind nicht ständig zum Sprechen auf. Jede Aufforderung zum Sprechen erhöht den Druck auf das Kind und die Angst vor dem nächsten Sprechanlass.

Stellen Sie das Kind nicht in den Mittelpunkt, behandeln sie es ganz normal.

Grenzen Sie das Kind nicht aus.

Die letztendliche Entscheidung, ob und wann das Schweigen aufgegeben wird, trifft der Betroffene selbst! Die Aufgabe der Eltern und des Umfelds besteht darin, zu begleiten, die Kompetenzen zu fördern, sich in Geduld zu üben und verstehen zu lernen.

Wie entstehen Schluckstörungen?

Ursache für Schluckstörungen sind häufig neurologische Erkrankungen wie z. B. Morbus Parkinson, ALS oder ein Schlaganfall. Manchmal führen auch Erkrankungen im Bereich des Rachens oder der Halswirbelsäule (z. B. Tumore) zu Schluckstörungen.

Wie erkenne ich Schluckstörungen?
Anzeichen für Schluckstörungen können sein:
– es kommt während des Essens zu Hustenanfällen
– nach dem Schlucken besteht ein Druck- oder Kloßgefühl im Hals
– die Stimme klingt nach dem Schlucken „gurgelig“ bzw. belegt
– es kommt immer wieder zu Infekten der Atemwege, Lungenentzündungen oder unklaren Fieberschüben
– das Essen dauert viel länger als früher und ist anstrengender
– der Patient verliert an Gewicht

Manchmal treten diese Schwierigkeiten nur auf, wenn der Betroffene beim Essen abgelenkt ist. Oder es bereiten nur bestimmte Nahrungskonsistenzen (z.B. Flüssigkeiten oder krümelige Nahrung) Probleme.
Schluckstörungen müssen unbedingt ärztlich abgeklärt werden, um die Grunderkrankung festzustellen. Danach kann ggf. ein logopädisches Schlucktraining erfolgen.

Wer wird behandelt?

Es werden Patienten aller Altersgruppen behandelt, d.h. Säuglinge, Klein-, Vorschul- und Schulkinder sowie Jugendliche und Erwachsene.
Beispiele:
• Säuglinge mit orofazialen Störungen bzw. mit Ess- und Trinkschwierigkeiten
• Kinder im Vorschul – bzw. Schulalter, die Probleme mit der Aussprache und/oder der Grammatik haben
• Personen aller Altersgruppen, die stottern oder poltern
• Personen mit neurologischen Erkrankungen (z.B. Schlaganfall, ALS)
• Personen, die stimmliche Schwierigkeiten durch erhebliche Überlastung oder Kehlkopfoperationen haben

Wie wird behandelt?

Bevor die Therapie im eigentlichen Sinn beginnt, ist die Erhebung der Vorgeschichte und die genaue Diagnose der Störung unbedingt notwendig. Auf dieser Basis wird die Therapie geplant. Je nach Altersgruppe und Störungsbild werden entsprechende Methoden und Materialien ausgewählt. Im Kinderbereich wird die Therapie in einem spielerischen Rahmen stattfinden, da das Spiel für Kinder ein gutes Medium ist, um Lerninhalte zu erfassen und umzusetzen.

Welche Voraussetzungen sind notwendig?

Um eine Therapie beginnen zu können, ist die Ausstellung einer Verordnung seitens eines Arztes notwendig. Dies können sowohl Kinderärzte, Neurologen und HNO-Ärzte sein als auch Kieferorthopäden und auch Zahnärzte.

Wie funktioniert Spracherwerb bei Mehrsprachigkeit?

Grundsätzlich kann ein Kind mehrere Sprachen gleichzeitig lernen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Sprachen nicht vermischt werden, d.h., dass ein Satz beispielsweise in Türkisch begonnen und in Deutsch beendet wird.
Möglich wäre es auch, dass jeweils ein Elternteil mit dem Kind in einer Sprache spricht (der Vater deutsch und die Mutter englisch). Je eher ein Kind eine Zweitsprache erlernt und je öfter beide Sprachen verwendet werden, desto sicherer wird es in der Anwendung beider Sprachen.